Dienstag, 19. Juni 2012

IWF und Internal Devaluation


Der Internationale Währungsfonds (IWF) hebt in einem gestern vorgelegten Bericht („Fostering Growth in Europe Now“) hervor, dass internal devaluation (interne Abwertung) in einer tiefen Rezession endet.

Es gibt nur wenige Fälle, in welchen eine Wiederbelebung der Wettbewerbsfähigkeit und des Wirtschaftswachstums durch eine Senkung der Arbeitskosten und der Inlandspreise die negativen Auswirkungen auf das Einkommen überwiegen, betonen die Autores der aktuellen Analyse:

„Die Erfahrung zeigt, dass internal devaluation fast immer mit in die länge gezogenen Rezessionen einhergehen, wo die Dauer der anfänglichen Anpassung von 5 bis 15 Quartalen anhalten kann“.

Mehrere Faktoren sind erfordelich, damit die Lücke in Wettbewerbsfähigkeit geschlossen werden kann. Die meisten davon sind, was die südliche Währungsunion der EU betrifft, nicht vorhanden.

Relative Preisänderungen haben mit mehr Offenheit und höheren Faktor-Mobilität grössere Effekte. Relative Preise lassen sich leichter ändern, wenn es mehr Preis- und Lohnflexibilität gibt. Auch eine geringe, anfängliche Staatsverschuldung und die Fähigkeit, die Fiskalpolitik einzusetzen, um die Auswirkungen auf die Realwirtschaft zu dämpfen, sehr nützlich, argumentieren die Autoren.


Internal Devaluation, Graph: “Fostering Growth in Europe Now” in: IMF Staff Discussion Note, June 18, 2012

Die neuesten Erfahrungen aus den baltischen Ländern (siehe hier und hier) zeigen, dass selbst wenn die öffentliche Verschuldung gering ist und in den Faktormärkten Flexibilität gibt, kann die Anpassung in Bezug auf die Produktion und Beschäftigung schmerzhaft sein.


Wirtschaftswachstum (real) und Arbeitslosenquote, Graph: “Fostering Growth in Europe Now” in: IMF Staff Discussion Note, June 18, 2012

Bemerkenswert ist, dass die IWF-Analysten die Ansicht vertreten, dass die kurzfristigen Wirkungen einer fiscal devaluation erheblich sein können.

Eine fiscal devaluation zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit durch Änderung der Steuersätze zu verbessern, um die Kosten des Exportgeschäftes zu reduzieren. Die Steuersenkungen werden dabei durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer ausgeglichen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Na super, mit "fiscal devaluation" die Binnennachfrage zerstören, um die Exporte anzukurbeln. Wieder mal so eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera. Sehe hier kaum den Unterschied zu der "internal devaluation", beide senken die Konsumnachfrage im Land, ob nun durch Lohnkürzungen oder durch Erhöhung der Mehrwertsteuer. Was hat das mit der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zu tun? Vielleicht sollte man eher bessere Produkte und Dienstleistungen anbieten, aber darauf scheint noch keiner, gekommen zu sein? ;)